Die Geschichte des
Schlosses
Geschichte 1722 bis 1983
1722 – 27 Bau der Wirtschaftsgebäude einschließlich „Fruchtbau“ (heutiges Rathaus) durch Graf Wolfgang Ernst III. im streng symmetrischen Barockstil, teilweise aus den Steinen des abgerissenen Klosters.
1727 – 35 Bau der evangelischen Kirche in Langenselbold durch Graf Wolfgang Ernst III.
1749 – 52 Fürst Wolfgang Ernst I. (Graf Wolfgang Ernst III) baut das Schloss.
1752 Bau der Begrenzungsmauer zur Hanauer Straße.
1780 Durchführung der Gestaltung der gärtnerischen Anlage im Innenhof des Schlosses als repräsentativer „malerisch – landschaftlicher Park“ durch den Gärtner Rudolff.
1803 Mit der Säkularisation endete die herrschaftliche Residenz. Die Gartenanlagen des Schlosses wurden zur gartenbaulichen bzw. landwirtschaftlichen Nutzung verpachtet. Mit der Zeit werden die Außenanlagen des Schlosses immer mehr vernachlässigt.
1898 Gründung der Zweigniederlassung der Zigarrenfabrik Hosse, Hanau im „Fruchtbau“.
1901 Prinz Alfons von Isenburg-Birstein mit Familie beziehen das Selbolder Schloss. Der Schlosspark ist in einem „verwilderten“ Zustand. Prinz Alfons lässt Bäume und Sträucher anpflanzen. Die Anlage erhält den heute prägenden Baumbestand.
1902 Einrichtung der kath. Kirche in einem Seitenflügel des Schlosses – heute Ballettschule.
1933 Erwerb des „Fruchtbaus“ (Rathaus) durch die Gemeinde Langenselbold.
1914 Eröffnung des Vereinslazaretts im Schloss. Am 12 Oktober kommen die ersten (25) Verwundeten an.
1941 Umbau des „Fruchtbaus“ zum Rathaus der Gemeinde Langenselbold.
1952 Aufgabe der kath. Kirche im Seitenflügel des Schlosses – Neubau einer kath. Kirche.
1954 Wesentliche historische Ausstattungselemente aus dem Park - Wasserbassin, Vase, Pflanzschale, eisernes Tor werden zum Schloss nach Birstein gebracht.
1969 Einweihung der katholischen Kirche, die auf dem Gelände des „Glashausgartens“ erbaut wurde.
1976 Erwerb der Schlossanlage durch die Gemeinde Langenselbold.
1983 Bau der Klosterberghalle anlässlich der Stadterhebung.
Der Schlossbau zu Selbold
Der Schlossbau wurde erst in 18. Jahrhundert im Angriff genommen. Was inzwischen mit dem Klostergebäude geschah, weiß man nicht. Urkunden, die uns darüber Aufschluss hätten geben können, waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in der Rentei aufgestapelt. Sie wurden als Altpapier verkauft und eingestampft. Für die Erforschung der Heimatgeschichte ist das ein unersetzlicher Verlust. Rektor a.d. Schäfer Gondsroth, berichtete mir, dass in den erhalten gebliebenen Klostergebäuden der Verwalter des Isenburgischen Besitzes lebte. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts war der Zustand der Klostergebäude so schlecht, dass der „Kellermeister“ mit seiner Familie ausziehen musste. Man sprach von nächtlichem Spuk vom den Gemäuern. In diese Zeit blieb der gesamte Klosterberg fast unbesiedelt. Nur einzelne Familien lebten noch dort.
Beschreibung der Schlossanlage
Der heutige Schlosskomplex umfasst zwei völlig gleiche Hauptflügel zum Dorf und zur Hanauer Strasse hin, den „Fruchtbau“ im Westen und den „Wohnbau“ im Osten. Beidessind schlichte Bruchsteinbauten mit Fensterumrandungen und Gliederungen aus Bundsandstein. Genutete Eckleisten fassen die Fassaden ein. Auf den Steinbauten sitzen massive französische Mansardendächer. Die Wirtschaftsgebäude sind im großen Rechteck angeordnet. Im Süden werden die „Herrenscheunen“ von 2 langen, einstöckigen Bauten begrenzt, von denen der linkeDragonerbau heißt. Zwischen den Bauten wurde kunstvoll eine breite Terrasse angelegt, die im Süden durch ein schmiedeeisernes Gitter begrenzt wid. Von da aus erstreckten sich die eigentlichen Anlagen, die das gesamte Land bis fast zur Kinzig umfassten. Ursprünglich war geplant, zwischen den beiden Hauptflügeln einen großen Rundbau französischer Art als Verbindung zu errichten. Die Gartenanlagen sollten einen parkähnlichen Charakter erhalten. Doch aus finanziellen Schwierigkeiten wurden die Pläne fallen gelassen.
In der gesamten heutigen Schlossanlage begegnet uns eine einfache, nüchterne Bauart, die von dem typischen französischen Baustiel dieser Zeit unverkennbar geprägt ist. Obwohl die terrassenförmig angelegten Anlagen mit einer hohen Mauer eingefasst waren, verfielen die Gärten immer mehr. Sie sind dennoch erkennbar. Eines der 4 kunstvollen Gartentore stand bis kurz vor dem 1.Weltkrieig weit draußen in den „Herrenwiesen“.
Die zwei Hauptgebäudesind völlig gleich. Sie sind 33 m lang und 11 m breit. Jede Frontlänge hat 11 hohe Fenster, die alle völlig gleicher Art sind. Die Gebäude gliedern sich in ein hohes Kellergeschoss, Erdgeschoss, erster Stock und Mansarde. Wie bereits erwähnt, ist die Mansarde nach französischem Vorbild gestaltet.
Zwischen den beiden Hauptgebäuden stand eine sehr wertvolle Gartenurne, die heute den Schlosshof im Birstein ziert. In der Mitte des inneren Gartens war ein ebenfalls wertvoller, sandsteingefasster Springbrunnen. Auch dieser steht heute im großen Schlosshof zu Birstein.
Die beiden Hauptflügel hatten am Anfang verschiedene Bestimmungen. Der rechte Flügel wurde als sogenannter „Fruchtbau“ errichtet. Deshalb wurden große Schüttböden übereinandergebaut. In seiner Form war jedoch der Fruchtbau einem Wohnbau völlig gleich und von Anfang an als Gegenstück zum linken Flügelbau geplant.
Die gesamten einfachen und strengen Anlagen sind wie ein großer Hof gestaltet.
Der heutige Schlosskomplex wurde von Graf Wolfgang Ernst III. (später Fürst Wolfgang Ernst I.) vollendet. Der Fürst ließ das Schloss für seinen Sohn Christian Ludwig von Isenburg in Selbold bauen. Christian Ludwig war „Deutschordens-Komtur der Balley Marburg“ und zu gleich „hessischer Generalleutnant in schwedischen Diensten“.
Zur Errichtung des Schlosses vermachte Christian Ludwig seinem Vater in Birstein einen Teil des Geldes, das vermutlich von einer Erbschaft entstammte. Die Urkunde bestätigt, das dem Fürsten von seinem Sohn Christian Ludwig einstweilig 1000 Gulden zur Verfügung gestellt wurden.
Der erste Bauabschnitt umfasste die Wirtschaftsgebäude und wurde um 1722 in Angriff genommen. Anschließend ist der Fruchtbau errichtet worden. Dieser war schon fast fertig, als der Wohnbau begonnen wurde. Denn bei der umfangreichen Korrespondenz über die Art der zu verwendenden Steine wird in den Akten von Anfang an gesagt, „dass man Acht haben müsste, dass die Steine in Farbe und Aussehen denen des Fruchtbaues gleichen müssten“.